Richtig glücklich war Sabine H. als sie in einem Internet-Dating-Portal „ihren“ neuen Partner kennengelernt hatte.
Nach der Scheidung war sie einige Zeit allein geblieben, um dann doch wieder einen Partner zu finden, denn das Alleinsein war nicht gut für sie.
Also versuchte sie verschiedene Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. Im Dating-Portal sah sie einen Mann, das Foto war ansprechend und die Beschreibung entsprach ihren Vorstellungen.
Sie nahm Kontakt auf und schon am ersten Abend hatte sie das Gefühl „das ist der richtige Mann für mich“. Rücksichtsvoll, zuhören, gutaussehend und auch Gefühle zeigen.
Also wurde ein neuer Termin vereinbart und aus diesen zwei Treffen, wurde eine feste Verbindung. Freundinnen und die Familie lernten den „neuen Mann“ kennen und waren begeistert von ihm. Alle waren der Meinung, „das ist der richtige Mann für dich“.
Eines Tages jedoch stand der „Neue“ betrübt in der Wohnung und wollte nicht sagen, warum er traurig war. Erst nach einigem Zureden sagte er dann schließlich, dass er eine Erbschaft bekommen solle, der Rechtsanwalt in der Türkei aber einen Vorschuss für seine Arbeit haben müsse. Den könne er bezahlen, da er im Moment nicht so viel Geld zu Verfügung habe. Auf Nachfrage, wie hoch die Summe sein, sagte er „etwa € 10.000“.
Sabine hatte in der Zwischenzeit vertrauen zu ihm gefasst und sagte, dass sie ihm das Geld leihen könne. Er wollte es jedoch nicht und erst nach einigem Zureden war er dann doch bereit, die Summe anzunehmen.
Dann kam einige Zeit später die Sprache wieder auf das „Erbe“ in der Türkei und wieder wurde von dem Anwalt Geld gefordert, diesmal mussten „Bürgschaften und Bestätigungen in der Türkei“ bezahlt werden.
Und das Geld – etwa 25.000 Euro - fehlte wieder.
Also gab Sabine ihm noch einmal das Geld, das er „widerwillig“ annahm.
Danach war der „Partner“ nicht mehr zu erreichen. Erst jetzt wurde Sabine klar, dass sie auf den Mann hereingefallen war und er es nur auf ihr Geld abgesehen hatte. Von ihren Freudinnen und der Familie wurde sie bedrängt, dass sie eine Anzeige erstatten sollte. Das mochte Sabine aber nicht tun, denn die „Scham“ war einfach zu groß. Nach langen drängen erstattete sie doch eine Anzeige, aber die Polizei konnte den Täter nicht ausfindig machen.
Sabine war das Opfer von „LOVE-SCAMMING“ geworden.
Was ist LOVE-SCAMMING?
„Love-Scamming“ bedeutet übersetzt „Liebesbetrug“. Es ist eine moderne Form der Internetkriminalität.
Über das Internet, Instagram, Facebook oder Dating-Portalen suchen Betrüger/innen Kontakt zu Frauen und Männern.
Sie geben sich als attraktiver, sympathischer und erfolgreicher „Traummann" (z.B. Soldat, Kapitän, Arzt oder Architekt) oder als bezaubernde „Traumfrau" aus.
Eine Liebesbeziehung wird zunächst vorgetäuscht, Komplimente werden gemacht, eine emotionale Beziehung wird über Wochen aufgebaut und damit erschleichen sie sich das Vertrauen des Opfers. Die Geschichten und Lebensläufe sind frei erfunden und die Fotos der „gutaussehenden Person“ sind aus dem Netz geladen.
Die Scammer haben nur ein Ziel: Das Geld der Opfer.
Ein Treffen wird vereinbart. Doch ganz plötzlich tritt eine Notsituation ein und sie können leider nicht zu dem Treffen kommen, da sie den Betrag für die Anreise, z.B. aus dem Ausland, nicht aufbringen können, da die Geldbörse und der Pass gestohlen worden sind mit sämtlichen Karten und dem Bargeld. Damit bringen sie das Opfer dazu, Geld zu überweisen.
Wie verhalte ich mich, wenn ich möglicherweise Opfer von Love-Scamming werden soll / geworden bin?
Es kann jeden Menschen treffen, einen festen Opfertyp gibt es nicht, dennoch sind die Geschädigten meistens weiblich, gut gebildet, sogar internetaffin. Häufig sind es auch hilfsbereite Menschen, die in die Falle geraten.
Brechen Sie sofort jeglichen Kontakt ab und blockieren Sie diesen, ignorieren Sie weitere Versuche der Kontaktaufnahme.
Wenden Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens und sprechen mit ihr darüber.
Sichern Sie jeglichen Schriftverkehr (insbesondere E-Mails). Sollten Sie Geld überwiesen haben, dann heben Sie alle Überweisungsbelege auf.
Geben Sie keinerlei Personaldaten, Bankverbindungen oder private intime Fotos heraus. Diese könnten missbräuchlich benutzt werden.
Überweisen Sie nie Geld an Menschen, die Sie nicht aus dem realen Leben kennen!
Suchen Sie den Flirtpartner über Suchmaschinen und überprüfen sie ihn: Bilder, Namen, Telefonnummer, Adresse.
Wenn möglich sollte ein Videochat vereinbart werden.
Wenden Sie sich an die Polizei. Scham schützt nur die Täter/innen!